Im Vergleich zu der weltbekannten Suchmaschine "Google" wird Bing in den meisten Fällen nur sehr selten verwendet. Dennoch tut sich, durch die Suchmaschine, im Bereich der künstlichen Intelligenz, eine wahre Schatzkiste auf.
Künstliche Intelligenz benötigt Daten von richtigen Nutzern
In vielen Fachkreisen wurde Bing nur ein müdes Lächeln entgegen geworfen. Doch wer zuletzt lacht, der lacht bekanntermaßen am besten, denken sich jetzt die Macher im Hause von Microsoft. Denn mit ihrer Suchmaschine sammelten sie über Jahre hinweg Daten, die weit mehr wert sind, als kurze Erlöse durch Gewinne eines Werbeerlöses. Der momentane Trend in der IT geht in Richtung KI - künstliche Intelligenz. Um diese zu erstellen ,werden Daten von leibhaftigen Nutzern benötigt, die täglich in das Suchfeld eingegeben werden.
Cortana - Microsofts hauseigene KI
Um es mit einem Zitat des früheren Microsoft-Chefs Steve Ballmer, der Bing mit aus der Taufe hob, zu sagen: "Maschinen lernen, indem sie in Daten nach bestimmten Mustern suchen". Damit dieses Unterfangen funktionieren kann, müssen riesige Datensätze zur Verfügung stehen. Dem Augenschein nach hat zwar Google die Nase vorn, dennoch hat Microsoft ihre Algorithmen so angepasst, das sie mit all den Dingen gefüttert werden kann, die Menschen interessieren – dem Wetter, der Gesundheit und wichtigen Wegbeschreibungen.
Microsofts Kerngeschäft bestand lange, aus dem Verkauf des Betriebssystems Windows und dem Ausliefern der dazugehörigen Büro-Software. Doch um gegenüber den neuen Internet-Größen aus dem Silicon Valley, nicht Anschluss zu verlieren, investiert Microsoft sehr stark in den Ausbau und der Forschung von Künstlicher Intelligenz. Durch Forschung und Innovation sind Produkte wie die Sprachassistentin Cortana oder Funktionen der Cloud-Plattform Azure entstanden.
"Darüber werden riesige Mengen Daten generiert"
Doch Microsoft will weiter vorstoßen in dieser Thematik. Das kristallisiert sich ebenfalls durch die Übernahme von Maluuba heraus. Das kanadische Unternehmen war dafür bekannt, dass es ein Spezialist auf dem Gebiet der Spracherkennung war. Aus diesem Standpunkt war es das Unternehmensziel "gebildete Maschinen" zu schaffen, die Informationen ähnlich wie Menschen verarbeiten und zur Kommunikation aufbereiten.
Bing könnte nun als Fundament und als weiteres tragendes Element fungieren. "Über verschiedenste Kontexte erhalten sie riesige Mengen an Daten", sagt Larry Cornett, der einst als Manager für die Suchmaschine von Yahoo zuständig war. Ob nun Absicht oder nicht – hunderte Millionen Suchanfragen pro Tag ist exakt das Futter, was von riesigen KI-System gebraucht wird.
Google hat viele Möglichkeiten, Amazon hingegen kaum
Kurz nachdem Bing 2009 an den Start ging, einigten sich die Suchmaschine Yahoo und Microsoft auf eine Kooperation. Durch diese Erweiterung hat Microsoft viele mehr Zugang zu einem viel größerem Suchvolumen erhalten, sagt Cornett der zu dieser Zeit für Yahoo tätig gewesen war. Im Verlauf folgten weitere Kooperationen, die zu einer Nutzung von Bing auf Tablets von Amazon und – bis vor wenigen Wochen – auch durch Apples Sprachassistent Siri führten.
All diese Möglichkeiten hat Microsoft zu einem viel besseren Verständnis von Sprache, Bildern und Texten verholfen, sagt Steve Clayton, der in seinem Unternehmen als "Chief Storyteller" für die Kommunikation der eigenen KI-Strategie zuständig ist. Bing hat für ihn einen "viel größeren Stellenwert, als nur eine Suchmaschine zu sein", betonte er. "Es ist dass, was benötigt wird um die Entwicklung von anderen Dingen anzutreiben." Als Datenquelle unterstütze Bing sowohl die Schaffung von künstlicher Intelligenz als auch die Bereitstellung von nützlichen Anwendungen.
Google verfügt über eine noch viele breitere Datengrundlage, als Microsoft, um sie für derartige Entwicklungen zu verwenden. Hingegen haben Konkurrenten wie IBM oder Amazon, die ebenfalls kräftig in das Geschäft mit KI investieren, bisher noch keine vergleichbare Suchmaschine zum Lichte getragen. "Amazon hat zwar Zugang zu unzähligen Anfragen im Bereich des Online-Handels, aber nicht auf das, was die Menschen im Alltag darüber hinaus interessiert", sagt Cornett.
Microsoft integriert KI Features in allen Geräten
Künstliche Intelligenz und die Suchmaschine Bing spielen für Microsoft bisher eine Nebenrolle in ihrer Umsatzbilanz. Der Umsatz des Unternehmens lag in dem Ende September abgeschlossenen Quartal bei insgesamt 24,5 Milliarden Dollar (21,1 Milliarden Euro). Bing generierte einen Werbeerlös gegenüber dem Vorjahreszeitraum und erreichte einen Anstieg um 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro). Der summierte Anteil der Suchmaschine am Gesamtumsatz liegt also nur bei etwas sieben Prozent. Immerhin kann man einen Zuwachs erkennen, was auf ein größeres Marktinteresse schließen lässt und eine weiträumigere Entwicklung dieser Bereiche.
Zumindest indirekt werden die mithilfe der Bing-Daten erzeugten Anwendungen aber immer wichtiger. "Wir integrieren KI in alle unsere Produkte", so Microsoft. Der aktuelle Konzernchef Satya Nadella kennt die Wichtigkeit von Algorithmen wie wohl kein anderer – zumal sein Vorgänger Ballmer vor knapp zehn Jahren die Entwicklung von Bing just in seine Hände gelegt hatte. In seiner erst kürzlich veröffentlichen Autobiografie beschreibt Nadella die Suchmaschine als "großartiges Experimentierfeld" für die Neuausrichtung des Unternehmens – weg vom reinen Anbieter von PC-Programmen, hin zu neuen Technologien.
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